Dienstag, 20. Februar 2007

Die Karawane zieht weiter...

In Deutschland tanzt alles auf den Straßen, Umzüge rollen durch das Land - die Narren sind los! Dieser Virus, resistenter als geglicher Krippeteufel, hat sich auch aufgemacht über das blaue Meer auf die grüne Insel. Da Rheinländer dafür besonders anfällig sind, waren bald die ersten Symptome zu beobachten: fiebrige Unruhe, Absinken des Musikgeschmacks in ungeahnte Tiefen und der triebhafte Versuch, den Virus an die Mitmenschen weiterzugeben. Es gab also kein entkommen für mich und all die anderen Faschingsmuffel.

Leider, leider ist der Karneval hier in Irland aber völlig unbekannt. Was uns vor das Problem stellt: wenn wir kostümiert das Haus verlassen, werden wir höchst wahrscheinlicch augenblicklich des Landes verwiesen. Da ist guter Rat teuer. Aber - traraa! - wir sind ja Findefüchse! Wir verkleiden uns als Irinnen! Damit schlagen wir drei Fliegen mit einer Klappe: 1. Wir sind kostümiert; 2. Wir passen uns den Eingeborenen an; 3. Wir können im Selbstversuch falsifizieren, daß irische Ausgekleidung in irgendeiner Form warm hält oder bequem ist.

Samstag, später Nachmittag. Eine Gruppe von 6 Deutschen Mädels sorgt in Penneys für Chaos und leere Regale.

Samstag, 21.30 Uhr. Strategisches Meeting in der Zentrale bei Conny. Kostüme werden angelegt, Make-up und Haare gerichtet. Als lebendes Beispiel und als Beraterin haben wir uns Fauve mitgenommen.

Samstag, 22.30 Uhr. Die Stimmung steigt, doch das dumpfe Gefühl macht sich breit, daß unsere Verwandlung nur bedingt perfekt ist. Fauve jedenfalls spricht uns jegliches irische Aussehen ab. Der Dirty Dancing Soundtrack hilft aber auch darüber hinweg.

Samstag, 23.30 Uhr. Stempel auf der Shopstreet ergattert. Einmarsch ins GPO. Betrunken vor Selbstverliebtheit und mit noch nem Pint läßt sich auch die Musik ertragen. Kritische Diskussionen über das Ergebnis unseres Projektes setzen ein.

Sonntag, 01.00 Uhr. Ergebnisrunde: Zu wenig Make-up, zu lange Röcke, zu niedrige Schuhe, Ausschnitt ok. Wir setzen das Lichtkonzept des GPO mit den regelmäßig aufzuckenden Blitzen unserer Kameras außer Kraft.

Sonntag, 02.00 Uhr. Ende und aus. Wir werden freundlich rausbefördert. Abschließende Diskussionsrunde wieder in der Zentrale. Das Meinungsbild hinsichtlich des Erfolges bleibt geteilt.

Irgendwann später... war ich dann zuhause. Zum Glück. Aber lustig wars.

Mittwoch, 7. Februar 2007

Donegal

Ich bin immer noch ein kleines bisschen euphorisiert von meinem letzten Trip. Da kommt man so schnell nicht von runter. Hartes Zeug. Die dafuer verantwortliche Droge heisst Donegal.

Die ganze Zeit hier habe ich gejammert und lammentiert und Irland ist so verregnet und so anders als ich gedacht habe und ueberhaupt...
Dann komme ich nach Donegal und erlebe einfach 4 Tage lang ein Land wie aus dem Bilderbuch.

Wunderschoener Sandstrand, fantstische Brandung, grandiose Weite der Landschaft, beruhigende Einsamkeit, kleine suesse Cottages, absolute Stille, atemberaubende Ausblicke und ueber allem wacht wie eine Gluecksgoettin die Sonne mit ihrem strahlensten Antlitz. Wenn sie nachst mal schlafen musste, hat sie uns dann den groessten und leuchtensten Mond vorbei geschickt. Der hat dann ueber mich und meine besten Reisegefaehrten der Welt gewacht. Das war auch von Noeten, denn die zweite Nacht haben wir in einem seltsamen, halbverlassenen und sehr kalten Hotel in Derrybeg verbracht. Wir vermuten stark, dass wir seit ungefaehr 20 Jahren die ersten Gaeste waren und dass das Hotel verflucht ist und nur einmal im Jahr auftaucht. Da hatten wir ja Glueck...

Meine persoenlichen Highlights waren die Slieve Leauge-Klippen, der National Park und Malin Head.

Angeblich sind Slieve Leauge die hoechsten Klippen Europas. Das ist die wohl uninteressanteste Information, die man ueber dieses Fleckchen Erde verbreiten kann. Man sollte lieber erzaehlen, das einen der Weg dorthin einsaugt in eine eigene Welt. Das man an vielen Orten nicht mal das Meer rauschen hoert, aber glaubt, wenn sich der Dunst verzieht, bis nach Amerika schauen zu koennen. Es ist ein Gluecklichsein-Ort, weil man hier einfach an das Gute und Wunderbare in der Welt glauben MUSS! Wenn ich ein Schaf waere, wollte ich hier grasen. Ich glaube, die Schafe dort werden auch nicht geschlachtet sondern fallen einfach am Ende eines gluecklichen Lebens von einer Klippe.

Dann der National Park. Da sieht es ein bisschen so aus, wie ich es mir auf dem Mond vorstelle. Und wenn das einigermassen zutrifft, dann ist der Mond ganz schoen schoen. Wir sind ein bisschen gewandert, haben gelernt, dass Tore in Zaeunen in Irland nicht abhalten sollen sondern dazu auffordern hindurchzugehen und haben die Sonne genossen. Wie ueberall haben wir auch hier davon profitiert, dass derzeit keine Saison ist und dementsprechend kaum Touris unterwegs sind.

Die letzte Nacht und den Sonntag vor der Rueckfahrt haben wir am Malin Head verbracht. Das ist der most northerly point of Ireland. Eigentlich unspektakulaer an sich aber die Kueste und die dazugehoerige Peninsula sind einfach toll. So viel Ruhe, der Prototyp einer irische Siedlung, suesse Hunde, die einen ueber verschlungene Pfade bis zum Hostel begleiten und ab und an lugt mal ein echter mehr oder weniger grummeliger alter Ire aus seinem Cottage hervor. Wir sind die Klippen entlang gewandert und unser Trampelpfad hat sich irgendwann der Natur geschlagen gegeben, sich aufgeloest und ist wieder in ihr aufgegangen. Wir haben Esel gestreichelt, Schafe erschreckt, Rinder gerochen.

Und dann ist Deutschland noch Weltmeister geworden. Was will man mehr?

Sonntag, 28. Januar 2007

Wetterbericht

Uebrigens hat es hie seit bald einer Woche nicht mehr nennenswert geregnet. Nachts erstrahlt der Himmel im Sternenglanz (Kurze Zwischenfrage: Ist der Himmel hier naeher? Sieht naemlich so aus.) und tagsueber krieg ich die Aeuglein kaum auf vor lauter gleissendem Sonnenlicht. Da fuehle ich mich wie eine kleines neugeborenes Kaetzchen mit verbappten Augenlidern, dass sich langsam in die Welt vorwagt.

Kurzgesagt: Wunderschoen alles!

Ein Grund um in Deutschland zu sein

Ich sass vor meinem Laptop, auf meinem Bett und habe einfach nur minutenlang auf den Bildschirm gestarrt. Auf dem hat sich leider nichts, aber auch gar nichts getan. Und das fuer gefuehlte 20 Min. Obwohl doch eigentlich nur noch 2 zu spielen waren.

Ich kann die Spiele der Deutschen Handballer leider nur per Liveticker verfolgen, aber allein das hat mich gestern dem Herzinfarkt nahe gebracht. Offensichtlich habe ich ein einfach nur grandioses Spiel verpasst. Frankreich - Deutschland. Wie gerne haette ich das gesehen! Falls das jemand von meinen Lieben liesst, koenntet ihr mir bitte ab sofort die Spiele aufnehmen???

Es sei mir noch eine Randbemerkung gestattet:
Ich HASSE den Begriff Wintermaerchen. Wie kann man sich freiwillig auf einen Abklatsch der Fussball-WM reduzieren lassen?

Samstag, 20. Januar 2007

Wie lange dauert es bis zum Pulitzerpreis?

Ich darf dieses Semester Journalist spielen! Juhuu!!!Das mag jetzt sehr kindisch klingen, aber ich finde es wirklich toll!

Im Rahmen eines Seminares werden wir in den kommenden Wochen das Galwayer Blatt zusammen stellen. Jeder darf schreiben, über was und in welcher Form er will, dann wird das ganze zusammen geworfen und raus kommt das Galwayer Blatt.

Momentan tendiere ich dazu, einen Bericht oder vielleicht sogar eine Reportage über Irland und die EU zu schreiben. Das ist aber nur die Pflicht. Spannend wird es erst in der Kür. Ich werde mich dran machen, eine Glosse zu tippen. Ich freu mich jetzt schon drauf, einen blöden Spruch nach dem anderen einfach rauszulassen. Und am Ende ist doch noch so etwas wie ein Sinn in der Sache erkennbar. Ich weiß noch nicht, worum es gehen soll aber spontan geht das ja sowieso am Besten. Zumindest hat mir das damals zu Schulzeiten der Herr Black gesagt. Dann wären meine Texte am besten. (Ahh! Ich kann nicht glauben, daß mich dieser Mensch anscheindend wirklich so nachhaltig beeinflußt hat! Schock!)

Zum Abschluß spielen wir dann noch ein bißchen Wichtigsein und stellen die Zeitung auf einem kleinen Empfang mit den Staff des German Department und - welch Glanz in unserer bescheidenen Hütte! - dem Dean of Arts vor. Kleine Randnotiz: Der Dean kann KEIN Deutsch. Und wird mit Sicherheit trotzdem "völlig aus dem Häuschen sein", angesichts unserer fundierten Recherchen und qualitativ einzigartigen Schreibe. Ich bin mir jetzt schon sicher, daß ich viel Spaß haben werde!

Wenn das kein Start in eine glorreiche Zukunft ist...

Freitag, 19. Januar 2007

Notiz: Tag rot im Kalender markieren

Premiere! Endlich mal is das Wetter in Deutschland bescheidener als hier! Daß ich das noch erleben darf! Her mit dem Rotstift! Kyrill schlägt unseren üblichen Sturmwinde dann doch, glaub ich. Obwohl ich heute erfahren habe, daß das hier wohl auch nicht alles so ohne ist. Meine Sitznachbarn im Konzert erzählten mir, daß es draußen in der countyside viel schlimmer sei mit dem Wetter und herabstürzenden Ästen und dem Wind. Angeblich haben es die Musiker auch gerade so heute nach Galway geschafft, nachdem sie es 2 Tage vergeblich versucht hatten. Das ging irgendwie alles an mir vorbei. Ich begegne nämlich den Wetterkapriolen inzwischen nur noch mit einer schon an Ignoranz grenzenden stoischen Ruhe. Hilft doch eh alles nix. Zudem habe ich eine extreme Begeisterungsfähigkeit entwickelt, wenn es mal nicht regnet. Oder etwa sogar die Sonne kurz rauskommt. Das größte war aber definitiv der klare Sternenhimmel gestern Nacht.

Ich beschäftige mich lieber mit tollen Sachen. Seminare und Vorlesungen sind da ganz nett. Kurioser Weise begegne ich hier in diesem Semester dauernd deutschen Fremdwörtern. hinterland, zeitgeist, kunstlerroman und bildungsroman und jetzt ratet mal, was germanic sentences sind! Oder lustiges Buchtitel-raten, wenn die Kantschen Schriften unter englischem Titel angegeben werden. Und wer kennt nicht "art for art´s sake". "L´art pour l´art", wie es der Rest der Welt sagt, wäre ja langweilig. Herrlich sind auch immer die Probleme der Dozentens sich bei der Aussprache für eine Sprache zu entscheiden. Beispiel Renaissance. Man fange auf Englisch an bis zu den ss und runde das ganze mit etwas französisch ab. Oder der Kunstlerroman. Man verzeihe ihnen das u, aber die Betonung von Roman auf der ersten Silbe ist zu viel. Da schaffe ich es einfach nicht mehr, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Ja, ich weiß ganz genau, daß ich mit meinen Sprachtalent nicht besser bin, aber manchmal muß Spaß einfach sein!

Dienstag, 16. Januar 2007

Achtung!

Ich stand heute morgen an der Kreuzung unten am Haus und wollte, nett wie ich bin, das Auto nach rechts in meine Straße abbiegen lassen. Früh am Tag noch vorbildlich stand ich schon etwas rechts auf meiner Spur, da ich ja dann auch rechts abbiegen wollte. So stehe ich und sehe dem alten Ehepaar auf den Vordesitzen direkt in die Augen. Bis mir auffällt: Moment, ich schaue ihnen direkt in die Augen?! Da rollten sie doch tatsächlich langsam ums Eck, die Kurve extrem geschnitten mitten auf mich zu. Keine Anstalten um mich herum zu fahren, kein Bestreben mich durch Gesten wegzuscheuchen. Einfach nur direkt auf mich zu. Ich hab dann doch lieber schnell mein Rad nach links an den Bordstein gestellt. Und für einen kurzen Moment hab ich mich gefragt, ob ich unsichtbar bin.

Dienstag, 9. Januar 2007

Ein Fahrplan fürs zweite Semester

Es ist vollbracht. Ich habe mich heute im Fitnessstudio angemeldet. Juhuu! Freude! Jauchz und ein dreifaches Hoch!
Genauer gesagt bin ich jetzt Mitglied bei CrunchFitness bei uns auf dem Campus. Das hat den Vorteil, daß ich vor, zwischen oder nach den Lectures trainieren gehen kann. Und an die Uni muß ich ja sowieso, da hab ich keine Ausrede. Selbst der Dauerregen zählt da nicht.
Durch diese Investition gefährde ich aber leider unseren geplanten Trip nach Amsterdam und auch alle weiteren geplanten Aktivitäten dieses Semester. Ich hatte jedoch das dringende Gefühl, daß ich mir das schuldig bin. Es ist mir ja inzwischen echt schon zu viel, den Hügel zu meinem Haus hier hoch zu radeln. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich da gerne mal absteige und schiebe. Also habe ich jetzt Maßnahmen ergriffen. Zusammen mit Tatjana (ich brauch ja jemanden, der mich motiviert) werde ich jetzt regelmäßig schwitzen.

Davon abgesehen läßt sich das Semester ruhig an. Alles ist relaxter, ich kenne den Ablauf und bin entspannter, fühle mich sicherer und damit auch wohler. An meinem ersten Tag zurück in Galway reifte in mir dann auch die Einsicht, daß Galway gar nicht so schlimm ist, wie ich es während meiner Zeit in Deutschland in Erinnerung hatte. Da sind mir wieder die schönen Seiten aufgefallen (Randbemerkung: Es hat doch tatsächlich die Sonne geschienen!). Dem entsprechend ist auch mein Motto für die nächsten 3 Monate: Take as much as you can (Danke, Sarah!). Scheiß auf den Regen, den Gammel und die verrückten Iren, ich mach mir einfach eine schöne Zeit. Ich such mir die netten Iren, die schönen Ecken von Galway, mach alles, was mir Spaß macht und nehm an der Uni mit, was ich kann. Ich finde, das ist ein toller Plan!

Sonntag, 24. Dezember 2006

Kurzes Resumes

Heute ist Heilig Abend.
Ich habe leider vergessen, das Geschenk für meine Oma zu besorgen. Ich wollte das eigentlich heute machen, doch unglücklicherweise ist heute Sonntag. Oups...

Ansonsten ist Deutschland so toll, wie ich es in Erinnerung hatte. Am Anfang etwas verwirrend, daß ich jetzt wieder die gleiche Sprache spreche, wie die Massen auf der Straße, aber man gewöhnt sich superschnell dran.

Heute habe ich mit meinem kleinen Bruder Deutschland. Ein Sommermärchen gekuckt und hatte sofort wieder diese Sommereuphorie in mir. Dieses Jahr war wirklich etwas besonderes. Es ist soviel passiert. Nicht nur im Großen (WM, Olympische Spiele) sonder auch in meinem eigenen kleinen Leben. Ich werde mich gerne an diese Jahr zurückerinnern und ich hoffe auch, daß ich möglichst viel davon festhalten kann. Ich habe viele tolle Sachen gemacht, viele tolle Leute getroffen und viel gelernt. Danke! DANKE!!!

Ich freue mich jetzt, daß ich im neuen Jahr nochmal 3 Monate nach Irland darf. Das wird einganz besondere Zeit. Eine schöne Zeit. Ihr werdet es ja dann hier lesen...

Also: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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