Freitag, 30. März 2007

Wasser zum Leben

Aus irgend einem Grund bin ich hier gerade die einzige, die sich einfach stillschweigend damit abgefunden hat, dass das Galwayer tapwater verseucht ist. Da hat sich momentan ein Parasit mit einem unaussprechlichen lateinischen Namen breitgemacht. Dieser hat die Angewohnheit im Darm alles durcheinanderzubringen - mit allen allgemein gelaeufigen Folgen. Die erste boiling water notice kam, wenn mich nicht alles taeuscht, am 15. Maerz raus. Das heisst, du wurdest aufgefordert selbst zum Zaehneputzen nur abgekochtes Wasser zu verwenden. Leute, nein! Das mach ich nicht! Wir sitzen ja nicht in Afrika im Busch! Das geht mir dann doch zu weit! Ausserdem ist mein kleiner Parasitenfreund mit Sicherheit nicht erst am 15. Maerz in die Galwayer Wasserversorgung eingewandert und ich lebe trotzdem noch, ohne Probleme.

Wie auch immer. Nachdem es mindestens eine Woche gedauert hat, bis sie, also das City Council und Konsorten, sich sicher waren ob das Wasser wirklich verseucht ist verbringen sie jetzt den Tag damit mit Hubschraubern ueber Galway zu kreisen um das boese tote Tier zu finden was unverschaemter Weise das Wasser verseucht. Und heute kommt der irische Umweltminister nach Galway und das ist was er vor hat: "knock heads together" (Zitat aus der Irish Times). Ich glaube, das hilft. Danach ist das Wasser wieder trinkbar.

Diese ganze Affaire beeinflusst meinen Alltag eher ueberhaupt nicht, da ich eh noch nie Leitungswasser getrunken habe. Ich stelle so alle 2-3 Tage nur immer wieder mit Erstaunen fest, wie schwer es augenscheinlich ist effiziente Gegenmassnahmen zu ergreifen. Diese ueberall kommunizierte Ratlosigkeit im Angesicht des Disasters macht die Sache eher noch schlimmer. Probleme gibt es immer, wie man damit umgeht und eine Oeffentlichkeit zur Loesungsfindung mit einbindet braucht aber wohl etwas Uebung. Andernfalls graebt eine Zeitung gerne mal eine vor Jahren ausgestellte Sterbeurkunde aus, auf der unter anderem unser Lieblingsparasit als Todesursache genannt ist und macht daraus einen mittellangen Bericht. Irgendwann im Verlaufe des Berichts wird dann das "Andere" spezifiziert: Krebs und eine Virusinfektion. Ich frage mich immernoch, was mir diser Artikel sagen soll.

Heute hat mich die Zeitung auch noch aufgefordert, auf meine Koerperhygiene zu achten. Dieses Biest sei nun auch von Mensch zu Mensch uebertragbar. - Danke! Werde mir jetzt doch mal die Haende nach dem Klo waschen! Ach nein... mach ich ja schon die ganze Zeit. Das waren ja immer die anderen auf dem Damenklo, die sich nur mal kurz die Haende an ihren Haaren und ihrem Makeup abwischen.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Da ist noch einiges an komischem Potential vorhanden!!!

Wie eine Mama

Der Dean of Arts hat eine Mutter, die fliessend Deutsch spricht (oder sprach, wer weiss das schon). Und sie hat fuer ihn die Zeitung getippt. Muss eine tolle Frau gewesen sein. Und dass uns der liebe Dean das alles erzaehlt hat spricht dafuer, dass er sich doch ein klein wenig Gedanken gemacht hat, was er beim Launch des Galwayer Blattes 2007 nettes sagen kann.

Genauso nett (und das ist hier nur im besten Sinne gemeint!) war dann auch der ganze Empfang. Ich bin ein bisschen stolz auf unsere Zeitung. Mir gefaellt der Humor meiner Mitschreiberlinge und die Vielfalt unserer Artikel. Ich habe den grossten Respekt vor meinen irischen Mitstudenten, wie sie es geschafft haben Ironie und Witz trotz Sprachbarriere elegant einfliessen zu lassen. Wenn ich die Zeitung in der Hand halte, dann sehe ich da das Kind eines tollen Seminars. Man kann sich glaube ich kaum bessere Mitschreiberlinge wuenschen und wohl auch keine bessere Stimmung. Dazu noch eine so engagierte und nette Dozentin, die sich fuer uns nochmal einen Berg Arbeit mit dem Lauyout und dem Setzen der Zeitung aufhalst, dann is das einfach wie ein Tag voll Sonnenschein.

Danke!

Ich werde es in Deutschland wirklich vermissen. Ich werde es vermissen, dass hier Dozenten nicht nur Dozenten sondern auch Menschen sind, die keine Angst vor einem haben. Ich werde es vermissen, dass ich nicht nur eine unter vielen bin sondern auch einen Namen habe. Ich werde die Herzlichkeit vermissen. Und die flaechendeckende Kaffeeversorgung auf dem Campus. Dafuer gibts ein A+!

Die von gegenueber

Wenn ich Glueck habe ist das erste, was ich morgens sehe meine perfekte Familie von gegenueber.Beim Vorhangaufziehen habe ich alles im Blick: Die Mutter packt da gerade den Juengsten in seinen Kindersitz waehrend ihr der Hund schwanzwedelnd zwischen den Beinen rumlaeuft. Der Papa ist schon frueh morgens zur Arbeit gegangen, damit er abends moeglichst bald wieder von seinen Liebsten geherzt werden kann und das Au-Pair-Maedchen ist gerade vor 5 Minuten mit der Aeltesten in Richtung Vorschule losspaziert. Am Wochenende steht der Papa mit dem Sohnemann auf dem Arm winkend in der Haustuer, wenn die Mama mit dem Hund zu ihrer Joggingrunde aufbricht. Letztes Wochende war der Opa zu Besuch und konnte sich kaum auf den Beinen halten, so haben ihn die beiden Enkel bestuermt. Es ist alles da, auch das Schwaetzchen an der Haustuere mit der besten Freundin-und-ebenfalls-Mutter. Die Sonne blinzelt mutig in den Tag hinein und die kleinen tapsen quickend, gurgelnd und lachend ueber den Vorplatz vor dem Haus. In 2 Jahren werden sie es mit Sicherheit schaffen, den Hund zu fangen, zu knuffen und seinem gutmuetigen Schnappen zu entkommen. Diese Idylle ist fast schon wieder unwirklich. Und ist es eine Idylle? Wenn ich so ab und an von meiner Lieblingsfamilie erzaehle loest das manchmal auch Entsetzen bei meinem Gegenueber aus: "Oh Gott, was fuer Spiesbuerger! So moechte ich nie werden! Das ist ja schon eklig!" Wenn man mal ein bisschen drueber nachdenkt, ist es faszinierend, dass wir uns alle hier getroffen haben. So viele verschiedene Lebensentwuerfe und -traeume und zufaellig sind wir alle zur selben Zeit am selben Ort. Und wir verstehen uns.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Die Kneipe auf dem Eck
Haben wir genug Geld um Zigaretten zu holen und 2 Henkel...
Inselsitzerin - 30. Jul, 14:30
Ortswechsel
Zwar bin ich jetzt nicht mehr auf der großen Insel...
Inselsitzerin - 30. Jul, 13:43
Ankommen
Es ist Samstag. Morgen bin ich seit einer Woche wieder...
Inselsitzerin - 21. Apr, 14:33
Was mir so im Kopf rum...
Ich weiss im Moment gar nicht mehr so genau, wo mir...
Inselsitzerin - 12. Apr, 16:31
Sonnenwunder
Es ist einfach unglaublich, wie viel so ein bisschen...
Inselsitzerin - 4. Apr, 11:48

Links

Suche

 

Status

Online seit 6376 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 30. Jul, 14:30

Credits

Mein Lesestoff

Orhan Pamuk
My Name is Red

Hartmann von Aue
Iwein

Gesehene Filme

The wind that shakes the barley

Casino Royale

Dogday Afternoon

Maria full of grace

Sophie Scholl

Metropolis

M

Der Blaue Engel

Rosenstrasse

Nosferatu

Falling Down

The Departed

The Perfume

Prestige

Bananas

Once

Becoming Jane

Garden State

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren