Ich hatte heute Morgen mein einziges exam. Um 9.30 Uhr.
An der Uni beginnt keine Seminar vor 10 Uhr.
Mein exam war am anderen Ende der Stadt im Mervue Community Center. Weit weg von der Uni. In einer Sporthalle.
Es war kalt.
Während dem zweistündigen exam darfst du weder in der ersten Stunde noch in der letzten halben Stunde den Raum verlassen.
Du darfst keine Tasche mitreinnehmen, keinen Geldbeutel, kein Handy, selbst vom Taschenrechner muß der Deckel draußen bleiben.
Alle 30 Sek. läuft eine Aufsicht an dir vorbei.
Auch auf dem Klo steht jemand.
Und dann sitzt man da und schmiert einen 2 1/2 seitigen Aufsatz hin auf dem Niveau der 10. Klasse Gymnasium, in dem man einfach kurz das reproduziert, was der Prof in den Wochen davor vorgekaut hat.
Es wird gar nicht verlangt, daß man seine Thesen ordentlich belegt. Können sie nicht, da man die Lektüre nicht mit rein nehmen darf. Zitieren unmöglich.
Es war nett, diese Erfahrung einmal gemacht zu haben. Mal was anderes. Faszinierend.
Inselsitzerin - 12. Dez, 19:00
Endlich mal wieder eine richtige Stadt! Breite Straßen, enge Gassen, viiieeele Geschäfte zum Shoppen, eine Oper, ein Fluß, Verkehrschaos, Gestank und Penner. So wie man das als Festlandeuropäer kennt.
Ich war dieses Wochenende in Cork, der europäischen Kulturhauptstadt 2005, und muß sagen: Ich mag diese Stadt. Da gibt es doch tatsächlich richtige Cafés! So wie in Schland! Man kann der allgegenwärtigen erdrückenden irischen Pubgemütlichkeit entfliehen und einfach mal in modernerem Ambiente einen Kaffee schlürfen. Oder auch zu Mittag essen.
Natürlich, ich wäre nicht in Irland wenn nicht auch diese Cafés ihre liebenswerte Eigenart hätten: Diese Cafés spielen Highsociety. Niedlich unbeholfen versuchen sie sich in gehobenen Umgangsformen. Please wait to be seated, die Rechnung auf dem Minitablet, Kaffee in allen Variationen (wir haben sogar einen echten Café Latte bekommen!), man rühmt sich internationaler Speisekarten, die Tische sind schon eingedeckt, das Geschirr ist schlicht-stylisch. Dabei vergißt die Kellnerin aber leider manchmal ihre gute Laune, die Musik erreicht ungewohnt niedriges Niveau und die Polster der schicken Sofas sind schon etwas zerschlissen, man weiß nie genau, was sich wirklich hinter einem Latté verbirgt und die Gäste wissen einfach nicht so richtig, wie sie sich jetzt den Etiketten gemäß verhalten sollten. Zusammen ergibt das eine liebenswerte Wohlfühlmischung mit Schmunzelgarantie.
Zurück zu unserem Besuch:
Wenn man sich auf der Patrick Street und in den Nebenstraßen glücklich geshoppt und mit dem richtigen Kaffee das optimale Coolness-Level erreicht hat, kann man auch noch nett Sightseeing machen in Cork. Die Uni ist dabei absolut sehenswert. Ich stand auf dem Campus inmitten von neuester Architektur, alten restaurierten Gebäuden und gepflegten Grünanlagen und habe mich gefragt, warum ich eigentlich nicht am University College Cork mein Erasmus-Jahr mache. Zumal hier meines Wissens auch Kunstgeschichte gelehrt wird...
Nicht weit von der Uni steht die schönste Kirche, die ich bisher in Irland gesehen habe - zumindest vom Äußeren. Da gerade eine Beerdigung im Gange war konnten wir St. Finn Barre´s Cathedral nicht von Innen begutachten, doch allein schon das Portal ist beeindruckend. Wenn die vom Lonley Planet angekündigten Mosaiken im Innern dem nur ungefähr entsprechen, muß ich einfach nochmal nach Cork um diese Kirche in Ruhe zu entdecken. Und dann möchte ich mich auch noch den Galerien widmen, für die jetzt, in diesen 2 Tagen keine Zeit blieb.
Etwas außerhalb von Cork liegt Blarney Castle. Darin befindet sich ein Stein (oder auch ein Stück Mauer, so genau erkennt man das nicht mehr) in luftiger Höhe, der einem Eloquenz verleihen soll, wenn man ihn küsst. Eine durchaus erstrebenswerte Eigenschaft, doch angesichts der Moosschicht auf der Mauer habe ich beschlossen, mich mit meinen naturgegebenen Talenten zufrieden zu geben. Um das Castle herum erstreckt sich ein weitläufiger Park, der zum Spazieren einläd. Das ist auch jetzt im Winter ein lohnendes Unterfangen, versteckt sich doch noch so manche nette Kleinigkeit auf dem Gelände. Da sind die Wishing Steps, einzigartige geformte Steine (das Profil einer Hexe), wunderschöne alte Bäume und niedliche Rotkelchen. Ich konnte mich hier so wunderbar auf Details stürzen und sie entdecken.
Was bleibt als Fazit?
Ich hatte sehr viel Spaß in diesen drei Tagen Cork. Ein ganz dickes Dankeschön an Tatjana, Hanna und Jella, mit denen es einfach superspaß gemacht hat. Wieder mal der Beweis: Man muß mit den richtigen Leuten unterwegs sein. Und man muß in der richtigen Stadt sein.
Und ich habe jetzt wieder ein paar Träume mehr.
Inselsitzerin - 12. Dez, 01:18